Was lange währt, wird gut…-1

Was lange währt, wird gut…

22. Dezember 2020

…manchmal kommt es darauf an, viel Geduld zu haben. Das trifft vor allem auf die länger währende Betreuung einiger Mentees zu.

Das Ziel fest im Blick

Anfang 2017 hatte ich erstmals Kontakt zu einem jungen Mann aus Syrien, der damals einen B1-Kurs an den Euro-Schulen Zwickau besuchte. Da er schon recht ordentlich Deutsch sprach, wurde mir im Laufe des Gespräches klar, dass er gern an Erfahrungen aus seinem Heimatland anknüpfen möchte und in Deutschland eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemtechnik anstrebt. Wow – ein hohes Ziel, aber ohne Zielstellung gibt es keinen Fortschritt.

Vergebliche Suche nach einer Ausbildungsstelle

In Folgegesprächen erörterten wir die schulischen Voraussetzungen, seine Erfahrungen, an denen er anknüpfen wollte und vorhandene Eignungen für eine solche Ausbildung. Er bekam einen Integrationsvertrag im Rahmen des Arbeitsmarktmentorenpilotprojektes und die Arbeit ging richtig los: Sichten von Dokumenten, Nachweisen, Übersetzungen oder Veranlassung von Übersetzungen, Erarbeiten eines Lebenslaufes und erste Bewerbungsschreiben. Schnell wurden wir beide durch die angefragten Firmen von Illusionen entzaubert. Die Firmen stellten zielgerichtet die Frage, was das Abitur aus Syrien wert sei, wie gut seine Deutschkenntnisse sind, um in der Berufsschule zu bestehen. In Zusammenarbeit mit dem Jobcenter organisierten wir zügig einen Fortgeschrittenenkurs mit Sprachniveauziel B2, um die von den Firmen gestellten Anforderungen zu erfüllen. Trotzdem war es uns nicht gelungen, eine Firma für die Ausbildung zu begeistern, außerdem waren die Ausbildungsstellen im Frühjahr und Frühsommer 2017 schon besetzt.

Plan B geht auf

Nach dem Ende des B2-Kurses entschied das Jobcenter, ihn in eine außerbetriebliche Ausbildung zuzuweisen, damit die erlangten Kenntnisse nicht weiter verschleißen und die Deutschkenntnisse wieder „einschlafen“. So bekam er eine Ausbildungsstelle zum Fachinformatiker für Systemintegration bei der ciT GmbH. Der Weg bis zur Zwischenprüfung war zäh und steinig – zahlreiche Gespräche mit ciT, Gespräche mit der Ausbildungsbetreuerin der Agentur für Arbeit, mit der Berufsschule, Glätten von Wogen mit dem Jobcenter u.v.a.m. - aber er hat es geschafft. Mit der Vermittlung in das zur Ausbildung gehörige, erforderliche Firmenpraktikum endete mein Betreuungsauftrag und ich konnte konstatieren: nachhaltig vermittelt.

Corona bremst auf der Erfolgsspur aus

Bis…, ja bis das Ende der Ausbildung nahte. Seine Praxisfirma hatte ihm mitgeteilt, dass durch Corona und die allgemeine Situation der Computerfirma eine Übernahme in ein Anstellungsverhältnis nicht möglich ist. Von Arbeitslosigkeit nach Ausbildungsende bedroht, wandte er sich wieder vertrauensvoll an mich. Das war im Juli 2020. Noch stand die Abschlussprüfung aus. Aber auch diese hat er am 6.August 2020 erfolgreich absolviert. 3 Jahre hat er sich durch die Ausbildung gekämpft, nun stand er als qualifizierter Jungfacharbeiter bei mir und wurde arbeitslos. Er wurde in das neue Arbeitsmarktmentorenprojekt als Mentee aufgenommen. Zusammen nahmen wir alle bürokratischen Hürden für die Arbeitslosmeldung – auf Grund von Corona war die Agentur für Arbeit für den Kundenverkehr geschlossen. Unsere Kontakte in der Agentur unternahmen alles, um diesen Weg zu begleiten. Schnell war alles geregelt und die Arbeitssuche begann.

Hartnäckigkeit macht sich bezahlt

Gemeinsam mit der Vermittlerin bei der Agentur für Arbeit setzten wir viele Hebel in Bewegung. Trotzdem gelang es uns nicht, eine Arbeit für ihn in der IT-Branche zu finden. Da er keinesfalls zu Hause sitzen und nur „Leistung“ beziehen wollte, nahm er eine Arbeit in Vollzeit in einer Zwickauer Reinigungsfirma an. Da das für einen gelernten Fachinformatiker mit elektrotechnischen Vorkenntnissen keine dauerhafte Lösung sein konnte, schmiedeten wir einen Plan. Die Dienstleistungsbranche, speziell die der IT-Dienstleistungen, reagierte auf Grund der Corona bedingten Situation sehr zurückhaltend. Argumente wie: „Wir wissen nicht, was wird“, „mangelnde praktische Erfahrungen“, „nicht gegebene Passfähigkeit für das vorhandene Team“ – stimmten nicht gerade optimistisch. Trotzdem: Aufgeben gab es nicht. Also weiteten wir den Blick – branchenübergreifend… Und siehe da, es wurde von einer Firma der Mobilfunkbranche Interesse bekundet. Seine IT-Kenntnisse, seine elektrotechnischen Vorkenntnisse, seine Offenheit gegenüber Neuem, seine Bereitschaft zum Dazulernen, seine Mobilität und nicht zuletzt seine Jugend und seine Sportlichkeit führten zu gesteigertem Interesse. Worum ging es? Die Firma benötigt Mitarbeiter*innen mit seinen Vorkenntnissen und seiner Lernbereitschaft, um bei Bau, Installation und der Wartung von Mobilfunkanlagen tätig zu werden. Nach einigen Gesprächen, der erforderlichen Gesundheitsuntersuchung, einer Höhen-/Steigerausbildung war man sich handelseinig.

Am 4. Januar 2021 beginnt ein neuer beruflicher Lebensabschnitt…

Text: Irina Ermischer
(Arbeitsmarktmentorin)

 

Geschlechtergerechtigkeit gehört zu den Grundsätzen unseres Unternehmens. Sprachliche Gleichbehandlung ist dabei ein wesentliches Merkmal. Für den diskriminierungsfreien Sprachgebrauch verwenden wir in Texten den Gender Star bei allen personenbezogenen Bezeichnungen, um alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten einzuschließen. Versehentliche Abweichungen enthalten keine Diskriminierungsabsicht.

Geschlechtergerechtigkeit gehört zu den Grundsätzen unseres Unternehmens. Sprachliche Gleichbehandlung ist dabei ein wesentliches Merkmal. Für den diskriminierungsfreien Sprachgebrauch verwenden wir in Texten den Gender Star bei allen personenbezogenen Bezeichnungen, um alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten einzuschließen. Versehentliche Abweichungen enthalten keine Diskriminierungsabsicht.
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