Online-Sprachkurse für 55 Azubis aus den grünen Berufen

Ende 2021 lebten laut der UNO Flüchtlingshilfe in der Bundesrepublik 1,3 Millionen Menschen, die vor Krieg, politischer Verfolgung oder den Folgen des Klimawandels aus ihren Heimatländern geflohen sind. Viele – insbesondere junge – Geflüchtete möchten schnell den Zugang zum deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt finden. Mangelnde Sprachkenntnisse sind häufig eine große Hürde. Für alle, die einen Ausbildungsplatz haben, ob mit Flucht- oder mit Migrationshintergrund, stellt der Berufsschulunterricht in der neuen Fremdsprache eine Herausforderung dar - an der sie nicht selten scheitern.

In Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), den Willkommenslots*innen der Landwirtschaftskammern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sowie den Willkommenslots*innen des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V. (BGL) haben die Euro-Schulen am Standort Oldenburg im Schuljahr 2022/23 ein Pilotprojekt gestartet, um diesen Auszubildenden in den grünen Berufen berufsspezifische Sprachkenntnisse für eine erfolgreiche Ausbildung zu vermitteln. Angeboten werden je nach Ausbildungsjahr differenzierte Angebote für die grünen Berufe, zum einen für die Gärtner*innen/Garten-Landschaftsbauer*innen und zum anderen für die Landwirt*innen, Hauswirtschafter*innen, Tier- und Pferdewirt*innen. Insgesamt konnten im Januar 2023 fünf Kurse mit insgesamt 55 Teilnehmenden starten. Diese laufen bis Schuljahresende im Juli 2023, sodass nach den Sommerferien Anschlusskurse folgen können.

Die Kurse werden vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert. Der Kurs ist für die Teilnehmenden kostenlos.

Rolle der Willkommenslots*innen

Aktiv in der Akquise und der Betreuung haben die Willkommenslots*innen und Ausbildungsberater*innen der Landwirtschaftskammern Niedersachsen, Nordrhein-Westfallen und die Willkommenslots*innen des Bundesverband Garten- Landschafts- und Sportplatzbau unterstützt, die in engem Kontakt mit den Auszubildenden und ihren Ausbildungsbetrieben stehen. Die Willkommenslots*innen werden vom Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Rahmen des Programmes Passgenaue Besetzung gefördert. Eingebunden in die bundesweite Akquise wurde auch der Verband der Landwirtschaftskammern (VLK).

Raum für Nachfragen

Unsere Kurse werden einmal wöchentlich online durchgeführt. Das bedeutet, dass der Unterricht von Lehrenden und Lernenden in einem virtuellen Klassenzimmer zeitgleich stattfindet. Die Teilnehmenden kommen aus dem gesamten Bundesgebiet. Das Online-Format ermöglicht eine einfachere Teilnahme für Auszubildende aus dem ländlichen Raum. Gerade Auszubildende der grünen Berufe leben und arbeiten überwiegend im ländlichen Raum, womit dieses Unterrichtsformat für sie neue Chancen bietet. Ziel ist es, bei den Schülerinnen und Schülern die sprachlichen Fähigkeiten für einen erfolgreichen Berufsschulunterricht und eine erfolgreiche Abschlussprüfung herzustellen. In einem geschützten Rahmen sollen die Auszubildenden ihre Scheu verlieren und können Fragen stellen, für deren ausführliche Beantwortung es in den regulären Berufsschulklassen nicht ausreichend Raum gibt.

Der Terminologie des jeweiligen Berufsbildes wird in den Azubi-Sprachkursen viel Zeit gewidmet. Beispielsweise ist es für die Deutschlernenden schwierig, einfache Begriffe wie „heimische“ Bäume oder „gewöhnliche“ Rosskastanie zu verstehen, da diese im Kontext des Berufsfeldes eine ganz spezielle Bedeutung haben und auch genauso verwendet werden müssen.

Teilnehmende begeistert

Die Begeisterung und Motivation bei den Teilnehmenden sind groß. Der 37-jährige Naser Raznahan aus dem Iran, der im zweiten Lehrjahr zum Gärtner ist und in einer Gartenbaumschule in Bayern arbeitet, lobt die Interaktion im Online-Unterricht:

„Zwei Dinge und Fächer machen mir Spaß: zum einen Mathe und Zählen, zum anderen Deutschlernen durch nochmaliges Zuhören und Diskutieren im Online-Unterricht und Mitmachen in der Gruppe. Das heißt, ich lerne sowohl über Unterricht und Ausbildung als auch über die deutsche Sprache an sich. Weil sie mich meistens mit bayerischem Akzent ansprechen, aber in Online-Schulungen sprechen alle in der offiziellen deutschen Sprache, und das an sich ist das Üben und Lernen der Sprache.“

Auch Salia Dao aus der Elfenbeinküste, der im zweiten Ausbildungsjahr Landwirtschaft im Raum Osnabrück ist, freut sich sehr über die Teilnahme am Kurs:

„Ich darf über meine Arbeit im Ausbildungsbetrieb erzählen und lerne landtechnische Fachbegriffe.“

Das gute Miteinander der Schüler*innen hat auch zu Kontakten und Freundschaften außerhalb der Kurse geführt.

Wir freuen uns, mit unseren Online-Sprachkursen Geflüchteten und Migrant*innen den Eintritt in den deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern.

Hier finden Sie die Pressemitteilung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zum Sprachlern-Projekt.