Start der KompAS-Kurse in Bonn und Leverkusen

Start der KompAS-Kurse in Bonn und Leverkusen

19. August 2016

Vor kurzem haben an unseren Standorten in Leverkusen und Bonn die sogenannten KompAS-Kurse begonnen, die ergänzend zu den Integrationskursen laufen. Wir haben uns einmal bei Stephanie Ziwes in Leverkusen und Herrn Sahafi in Bonn umgehört, und konnten so einen kleinen Einblick in die Welt der Integration an den Euro-Schulen gewinnen.

 

Frau Ziwes, wir haben hier in den letzten Wochen vermehrt davon gehört, aber was genau ist denn eigentlich ein KompAS-Kurs und wofür steht der Name?

SZ: Die Bezeichnung KompAS ist eine Kurzform für ‚Kompetenzfeststellung, frühzeitige Aktivierung und Spracherwerb‘. Die KompAS-Kurse sind eine Maßnahme des BAMF, der Arbeitsagenturen und der Jobcenter und sind dazu gedacht, Migranten bzw. Flüchtlinge bei der Eingliederung in die deutsche Kultur und Gesellschaft zu unterstützen. Die Inhalte reichen von vermeintlich simplen Fragen wie  „Wie lese ich einen Stadtplan?“ oder „Welche Ämter brauche ich für mein Leben in Deutschland?“ bis hin zu komplexen Inhalten wie der Vermittlung von Werten und Normen in Deutschland. Kurz gesagt umfassen diese Kurse alles, was Flüchtlinge und Migranten auf ihr Leben in einem neuen Land vorbereitet.

Bezeichnend ist auch das Kürzel der Maßnahme: KompAS-Kurse weisen den Teilnehmern die Richtung: Wo geht es in Deutschland lang und wie finde ich mich zurecht?
 

Gibt es für die KompAS-Kurse einen bestimmten Ablauf?

SZ: 
Die KompAS-Kurse dauern insgesamt sieben Monate á zwei Stunden pro Tag und sind in verschiedene Module unterteilt. Das Modul 1 umfasst beispielsweise alles, was den Teilnehmern in ihrem Alltag behilflich sein kann, der sich ja oftmals sehr von ihrem alltäglichen Leben in den Herkunftsländern unterscheidet.  Das reicht von Themen wie „Mediennutzung“ und „Einkaufen“ über „Mobilität“ bis hin zu „Behördengängen“. Die Materie der Module ist sehr vielfältig. Und es geht auch sehr facettenreich weiter: Während das Modul 2 sich mit dem deutschen Bildungskonstrukt und Kompetenzerhebungen beschäftigt, lernen die Teilnehmer im Modul 3 etwas über den Bewerbungsablauf in Deutschland. Schließlich sollen die KompAS-Kurse sie auch auf die Integration in den Arbeitsmarkt vorbereiten. Um genau dieses Thema geht es nämlich im vierten Modul. Hier steht die Vorbereitung auf die Einführung in den deutschen Arbeitsmarkt im Fokus. Dazu gehören dann auch Informationen über den Umgang mit EC-Karten und der Sinn und Zweck von Versicherungen. Im fünften und letzten Modulsteht die Kompetenzfeststellung der Teilnehmer im Mittelpunkt. Alles dreht sich um die Frage, für welchen Bereich des Arbeitsmarktes sie am besten geeignet sind. Ferner werden sie auch aktiv bei der Eingliederung in den Arbeitsmarkt unterstützt.

Alle Fortschritte werden den Arbeitsagenturen dokumentiert, sodass man auch dort den Werdegang der Teilnehmer verfolgen kann.


AS: In Bonn dauern die Kurse hingegen 8 Monate und sind den Kursen in Leverkusen ähnlich, aber nicht vollkommen gleich: Wir beginnen mit 5 Willkommenstagen, in denen den Teilnehmern die Angst und Unsicherheiten genommen werden, bevor es in der zweiten Woche mit dem ersten Block „Orientierung im Alltag“ losgeht. Dazu gehören auch Ausflüge, z.B. zum Bahnhof, zur Post oder Discountern, sodass sich die Teilnehmer Schritt für Schritt einen kleinen, praktischen Überblick über das verschaffen können, was sie in der Theorie bereits gelernt haben. In den Wochen 11 bis 19 steht die Berufsorientierung und Kompetenzerfassung  im Fokus des Kurses. In diesem Modul können  die Teilnehmer ihre bereits in der Heimat erworbenen Fähigkeiten bei der Handwerkskammer prüfen und offiziell anerkennen lassen. Während anschließend bis zur Woche 28 Das Bewerbungsmanagement und die Arbeitssuche im Mittelpunkt steht, dreht sich im letzten Modul alles um die ultimative Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt. Die Besonderheit an diesem Block ist, dass hier eine dreiwöchige  betriebliche Erprobung, also eine Art Praktikum, stattfindet. An drei Tagen in der Woche gehen die Teilnehmer 8 Stunden täglich arbeiten und werden dabei von einem Sozialarbeiter begleitet. Falls es die erhoffte Übernahme gibt, müssen sich die Teilnehmer auch in Zukunft nicht allein zurechtfinden: In den sechs Folgemonaten werden sie auch weiterhin von ihrem Sozialpädagogen betreut.

Wer ist überhaupt zur Teilnahme an den KompAS-Kursen berechtigt? Welche Nationalitäten sind in den Kursen vertreten?

SZ: Die KompAS-Kurse richten sich gezielt an Migranten und Flüchtlinge. Für die Teilnahme  an dem siebenmonatigen KompAS-Kurs ist es zunächst einmal wichtig, dass man beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) registriert ist und darüber hinaus eine Aufenthaltsgenehmigung besitzt. Bei den Jobcentern und Arbeitsagenturen kann man das Interesse an den Integrations- bzw. KompAS-Kursen bekunden. Wenn dort die Berechtigungen geprüft sind und man einen Bewilligungsbescheid darüber erhalten hat, dass die Kosten getragen werden, kann es zum nächstmöglichen Termin losgehen. 

Der Vorteil ist, dass monatlich zwei Klassen beginnen, sodass ein zeitnaher Starttermin stets gewährleistet ist und man als Interessent nicht allzu lange warten muss.  Im jetzigen Kurs, der zum 1. August begonnen hat, sind allerlei Nationalitäten vertreten.

 

AS: In Bonn starten die Kurse wöchentlich, sind aber auf eine Teilnahmeranzahl von 25 Personen begrenzt. Bei uns in Bonn stammen die Teilnehmer immer aus denselben Herkunftsländern: Neben dem Iran, Irak und Syrien haben unsere Teilnehmer auch Wurzeln in Eritrea und der Bundesrepublik Somalia.
 

Frau Ziwes, in Leverkusen hat der erste Kurs vor zwei Wochen begonnen. Welche Eindrücke haben Sie bislang persönlich gewinnen können?

SZ: Ein besonders schöner Aspekt ist, dass man Ängste verstehen lernt und Vorurteile abbaut – und das nicht nur eindimensional, sondern auf beiden Seiten. Einerseits lernt man zu verstehen, welche Ängste und Sorgen die Migranten begleiten, andererseits lernen auch die Flüchtlinge, warum manche Deutsche, oder generell Europäer, dem Flüchtlingszustrom der letzten Monate und Jahre sorgenvoll entgegenblicken. Durch das gegenseitige Verstehen können potenzielle Vorurteile  auf eine einfühlsame Art und Weise abgelegt werden. So interessiere ich mich beispielsweise auch für ihre Kultur, Traditionen und Rituale und frage auch diesbezüglich immer gerne nach, lasse auch die Teilnehmer zu Wort kommen.

Obwohl die Kurse von manchen Teilnehmern als sehr anspruchsvoll und vereinzelt auch als anstrengend wahrgenommen werden, - eine neue Sprache zu lernen und sich in eine völlig neuen Kultur zurechtzufinden ist schwieriger, als manch einer es sich vorstellt-  ist es immer wieder schön zu sehen, wie die einzelnen Teilnehmer sich gegenseitig helfen. Und manchmal, wenn  gar nichts klappen will, verständigt man sich eben auch einmal mit Händen, Füßen und simplen Worten.

Auf diese Weise entsteht ein großes, interessantes Miteinander in das sich jeder einbringen kann. 
Und das ist doch eigentlich der Sinn des Kurses: Sich einbringen. Sich integrieren.
 

Wir danken Frau Ziwes und Herrn Sahafi herzlich für die aufschlussreichen, ehrlichen Gespräche und wünschen Ihnen auch weiterhin viel Erfolg und Freude.

Geschlechtergerechtigkeit gehört zu den Grundsätzen unseres Unternehmens. Sprachliche Gleichbehandlung ist dabei ein wesentliches Merkmal. Für den diskriminierungsfreien Sprachgebrauch verwenden wir in Texten den Gender Star bei allen personenbezogenen Bezeichnungen, um alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten einzuschließen. Versehentliche Abweichungen enthalten keine Diskriminierungsabsicht.
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