
Schwarz-bunte Vielfalt – Das 24. Wave Gotik Treffen
Mit der warmen Jahreszeit beginnt die Festivalzeit. Während regional auf der Halbinsel Pouch bei Bitterfeld auch dieses Jahr der „Sputnik Spring Break“ als Festival lockte, wurde es gut 50 Kilometer weiter festivalmäßig noch wesentlich bunter: In Leipzig wurde zu Pfingsten das 24. „Wave Gotik Treffen“ (WGT) gefeiert.
Mit dem Attribut „bunt“ möchte man das schwarz-dunkle Treffen, das jährlich Musikliebhaber aus aller Welt anzieht, im ersten Moment nicht beschreiben. Doch blickt man einmal auf die Vielfalt der Musikstile und -richtungen wird schnell klar, dass bunte Vielfalt eine Basis dieses Musik- und Kultur-Festivals ist.
Die musikalische Spannbreite ist extrem vielfältig – von Metal über Punk, Wave, Mittelalter, EBM & Elektro, Neofolk bis hin zu Klassik ist bei Fans und Bands musikalisch alles vertreten. Selbst innerhalb der einzelnen Musik-Genres lassen sich Unterkategorien und Spielarten finden, die sich voneinander unterscheiden und gleichzeitig eine musikalische Strömung und Kultur prägen. Allein im Genre „Metal“ sind Bands aufgetreten, die sich dem Subgenre Gothic-Metal, Death-Metal, Speed-Metal oder Folk-Metal zuordnen lassen. Und wer das Treffen in den letzten zwei Jahrzehnten verfolgt hat, weiß, dass es – trotz dieser Kontraste – meist sehr friedlich abgelaufen ist, nachzulesen auch in einem Interview des MDR mit Polizeisprecher Uwe Voigt.
Obwohl es innerhalb mancher Musikrichtungen auch politische sowie ästhetische Strömungen gibt und nicht Jeder jede Musik mag, vereint die WGT-Besucher*innen der Respekt und die Toleranz gegenüber dem Anderen. Und selbst wer meint, die Basis des Festivals ist der schwarze Dresscode, der irrt. Auch optisch ist die Spannbreite hoch: Farbenprächtige Barockkleider, sepiafarbene Steampunk-Kostüme oder Rockabilly-Polka-Dots – jeder sieht individuell aus. Um die Beschreibung der „bunten Vielfalt“ abzuschließen, muss das zu Pfingsten in Leipzig herrschende Sprachengewirr benannt werden: Englisch, Russisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch und „Bayrisch“ – um nur einige „Fremdsprachen“ zu nennen.
Und trotzdem findet man zu einer Verständigungsbasis, wobei Musikkonzerte, Lesungen oder Kunstausstellungen den Rahmen bilden. So gesehen ist das „Wave Gotik Treffen“ ein gelebtes Beispiel für gesellschaftliche und transkulturelle Vielfalt, die einmal im Jahr zwischen Bitterfeld-Wolfen und Tröglitz gefeiert wird.
Überträgt man das Beispiel der „schwarz-bunten Szene“ auf unsere Gesellschaft wird schnell klar, dass auch der Landkreis Anhalt-Bitterfeld so heterogen und vielfältig ist, wie die Besucher*innen des WGT. Wir haben unterschiedliche Interessen und Geschmäcker, sehen anders und individuell aus und spre-chen mehr als nur eine Sprache. Schaffen wir es auch, dem Anderen respektvoll zu begegnen? Auch wenn er anders aussieht, einen anderen Geschmack hat oder eine andere Sprache spricht?
Haben Sie Fragen zum Thema oder möchten Sie mehr über „gesellschaftliche Vielfalt“ erfahren, dann schreiben Sie uns unter info@eso.de – die Euro-Schulen Bitterfeld-Wolfen setzen sich aktiv für eine demokratische und vielfältige Gesellschaft in der Region ein. Das Projekt „Transkulturelle Schulungen für Gate-Keeper“ möchte Vorurteile abbauen, um Raum für individuelle und gesellschaftliche Entwick-lung zu schaffen. In Kooperation mit dem Diakonieverein Bitterfeld – Wolfen – Gräfenhainichen e.V. und zahlreichen Akteuren der Integrationsarbeit setzen wir ein deutliches Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung aller Art.
Fotos:
Bild 1: RomaAmor – Die italienische Band „Roma Amor“ im Alten Landratsamt
Bild 2: EviVine – Die britische Musikerin „Evi Vine“ beim Soundcheck im Leipziger Schauspielhaus

