Unterstützungskurse für geflüchtete Ukrainer*innen an den Euro-Schulen Dresden
Mohamed Hamdoun weiß, was es heißt, plötzlich ohne Orientierung in einem fremden Land zu sein, die Sprache nicht zu sprechen, die Regeln nicht zu kennen und im schmalen Gepäck vor allem eines zu haben: Erfahrungen von Krieg, Gewalt, Vertreibung, Trennung, Angst.
„Direkt vor meiner Einwanderung war ich selbstständig. Ich besaß ein Internetcafé“, erzählt der 30-jährige Syrer. „In Syrien habe ich studiert und musste das Studium wegen des Krieges abbrechen.“ Das war Mohamed Hamdouns Situation im Jahre 2015. Heute studiert er wieder, und zwar Bauingenieurwesen an der TU Dresden. Doch dafür brauchte er Sprachniveau C1. Bereits während des Sprachkurses bekam Mohamed Hamdoun Gelegenheit zu einem Praktikum in einem Ingenieurbüro, in dem er heute als technischer Zeichner arbeitet. Diesen Erfolg habe er seinen Arbeitskollegen zu verdanken, meint Mohamed.
Vom ehrenamtlichen Übersetzer zum Deutschlehrer
Seine Erfahrungen waren allerdings nicht durchweg positiv. Seine Betreuerin beziehungsweise „Patin“ hier in Deutschland war keine Hilfe, sondern eher eine Hürde, sodass Mohamed Hamdoun sich selbst durchbeißen musste. Sein erklärtes Ziel war die schnelle Aneignung der deutschen Sprache, und das ist ihm gelungen. Während seines C1-Kurses wurde er von der Schule immer wieder angefragt für Übersetzungen und Mediation. Das hat er ehrenamtlich so erfolgreich gemacht, dass er Dozent wurde und als Deutschlehrer arbeitet. Zudem ist er lizenzierter Prüfer, Bewerter und Dolmetscher für Integrationskurse. Auf seinem Weg der Integration traf er viele Menschen, die zu wahren Freunden geworden sind.
Skepsis und Hürden in Motivation verwandeln
„Ich habe täglich Wortlisten, Glossare und Redewendungen aufgeschrieben und diese gelernt und angewendet“, erklärt er. „Mein erster Lehrer hat den Lernprozess sehr positiv beeinflusst. Ich bin ihm bis heute dankbar.“ Und diese Erfahrungen möchte Mohamed Hamdoun nun weitergeben. Als Lehrer engagiert er sich in den Unterstützungskursen für geflüchtete Ukrainer*innen an den Euro-Schulen in Dresden. Neben Sprachkenntnissen kann er so auch vermitteln, wie man Skepsis und Hürden in Motivation umwandelt.
Die Unterstützungskurse an den Euro-Schulen Dresden finden jeden Nachmittag statt und werden unentgeltlich durchgeführt. Auch Festangestellte und Honorardozent*innen sowie Schüler*innen der Fachoberschule der Euro Akademie bieten ehrenamtlich ihre Hilfe an, um den Teilnehmenden zu helfen. Dazu gehören neben sprachlichen Grundkenntnissen auch die Unterstützung bei Anträgen auf Zulassung zur Teilnahme am Integrationskurs, wenn eine Fiktionsbescheinigung vorliegt. Gearbeitet wird mit kostenlosen Lernmaterialien, die vom Sächsischen Ausländerbeauftragten zur Verfügung gestellt wurden.
Text: Christine Sylvester