Die Feinheiten der deutschen Sprache
„Herr Buschmann, was bedeutet die Unterrichtsstunde ist schnell vorbei gegangen? Können Sie das bitte erklären.“ Ja, kann ich, antwortete ich ohne lange über die Frage nachzudenken.
Erklärungsversuche
Erst im Verlauf der Erklärungsversuche wurde mir klar, dass jemand, der Deutsch nicht als Muttersprache in die Wiege gelegt bekommen hat, auch an so einem kleinen Wörtchen wie „vorbei“ verzweifeln kann. Ganz besonders dann, wenn es auch noch „geht“, was wiederum nicht so recht zur Unterrichtsstunde passt, die das bekanntlich nicht kann. Es brauchte ein paar Minuten, bis alle Bedeutungen, unter Hinzuziehung darstellerischer Mittel, erklärt waren und zustimmendes Nicken signalisierte, dass die Fragestellerin und einige Kursteilnehmer*innen nun mehr verstanden hatten, was das Wort „vorbei“ bedeutet.
Herausforderung Sprache
Seit ich am 17. Oktober 2022 den Integrationskurs in Dessau übernommen habe, wird mir vor allem bewusst, welch filigranes Gebilde unsere Muttersprache ist und welche Herausforderung es bedeutet, diese sprachlichen Feinheiten in eine für Nichtmuttersprachler*innen verständliche Form zu bringen, ohne in dieses seltsame Deutsch zu verfallen, das man gelegentlich hören kann, wenn Bürger*innen dieses Landes mit zugewanderten Menschen sprechen.
Daumen drücken
Für die B1-Prüfung im März nächsten Jahres drücke ich allen Teilnehmenden die Daumen und werde weiter mein Bestes geben, um sie beim Erreichen dieses Ziels zu unterstützen. Als ich den Teilnehmenden meine Hoffnungen für die Prüfung mitteilte und die Art und Weise erklärte, wie man gute Wünsche hierzulande auch symbolisch ausdrücken kann, erfuhr ich, dass andere Kulturen die Geste des „Daumendrückens“ nicht kennen. Insofern haben nicht nur die Kursteilnehmenden, sondern auch ich etwas gelernt! Mir scheint, diese Herangehensweise ist aktuell eine gute Grundlage für die weitere gemeinsame Arbeit.
Text: Herr Buschmann (Lehrkraft)