Sommernachlese: Besuch vom BAMF-1

Sommernachlese: Besuch vom BAMF

18. Oktober 2024

Vorfreudig gestimmt auf Sommer, Sonne und die, nun auch in Bayern, nahende Ferienzeit waren alle Mitarbeiter*innen sowie Teilnehmer*innen bei den Euro-Schulen Aschaffenburg als uns Dr. Romy Hilbig mit der Nachfrage überraschte, dass Frau Saumweber-Meyer und Herr Reimann (Referatsleiter 82C) daran interessiert sind, einen berufsbezogenen Sprachkurs, genauer einen Azubi-Kurs, zu besuchen.

Persönlicher Einblick in den Kurs

Frau Saumweber-Meyer (Leiterin Abteilung „Integration und gesellschaftlicher Zusammenhalt“ des BAMF) besuchte im Sommer einige Berufs- und Integrationssprachkurse von Trägern, um persönlich genauere Einblicke in die Kursformate zu erhalten. Da durften die Euro-Schulen natürlich nicht fehlen. Frau Saumweber-Meyer sind die Euro-Schulen sehr gut bekannt, noch durch die jahrelange Zusammenarbeit mit Hr. Brummund in der Bewertungskommission des BAMF, in welche 2023 auch Frau Dr. Hilbig berufen wurde.

Mit Erstaunen nahmen wir zur Kenntnis welch „hoher Besuch“ sich da ankündigte. Der Überraschungseffekt wich schon sehr schnell der Vorfreude über das Interesse an unseren Kursen und die Möglichkeit zu Kontakt und Austausch. Leider war wegen der erwähnten Sommerzeit unser fachspezifischer Azubi-Berufssprachkurs - Hotel- und Gaststättenberufe bereits in den Sommerferien, nur noch der Azubi-Berufssprachkurs für Pflegefachkräfte wurde samstags unterrichtet. So erwarteten die Euro-Schulen Aschaffenburg am 27. Juli 2024 Frau Saumweber-Meyer, Herrn Reimann, Silvia Semidei und Romy Hilbig.

Interesse an Azubi-Sprachkursen

Der fachspezifischen Azubi-Berufssprachkurs für Pflegefachkräfte konnten die Euro-Schulen Aschaffenburg im April 2024 das erste Mal in Zusammenarbeit mit dem Klinikum Aschaffenburg-Alzenau durchführen. Im Dezember 2023 bekundete die Bildungsakademie für Gesundheitsberufe (BiG) ihr Interesse an den ausbildungsbegleitenden Azubi-Sprachkursen. Seitdem sind wir mit der Leitung der Bildungsakademie sowie mit der Leitung der Berufsfachschule für Pflege in stetem Kontakt. Zur Installation des Kurses wurde die Leitung der Berufsfachschule in die Antragstellung für die Berechtigungsscheine, in die Ermittlung des Sprachförderbedarfs sowie die Teilnehmerauswahl involviert, was einen raschen Ablauf der administrativen Aufgaben ermöglichte.

Notwendige Förderung

In den Vorgesprächen thematisierten wir bereits die Kernproblematik: Aufgrund mangelhafter schulischer Leistungen bei den Auszubildenden mit Migrationshintergrund ist die Pflegeschule leider oft veranlasst, die Ausbildungsverträge schon während der Probezeit zu kündigen, obwohl dringend Fachkräfte benötigt werden. Dem galt es entgegenzuwirken. Durch das Projekt der fachspezifischen Azubi-Berufssprachkurse erhalten die jungen Migrant*innen die notwendige Förderung, die sie bei der Bewältigung berufsschulischer Leistungsanforderungen und -überprüfungen benötigen, was den Abschluss der Ausbildung ermöglichen soll.

Spannender Unterricht mit Gästen

Die für unseren Azubi-BSK vorgesehenen Auszubildenden befanden sich zum Zeitpunkt der Antragstellung im ersten bzw. zweiten Ausbildungsjahr (in Voll- und Teilzeitausbildung). Sie besuch(t)en die Berufsfachschule für Pflegeberufe im Aschaffenburger Stadtteil Nilkheim und absolvieren den praktischen Ausbildungsteil entweder am Klinikum Aschaffenburg-Alzenau oder in den Einrichtungen der Kooperationspartner. Am Tag des Besuchs waren die Auszubildenden des 2. Ausbildungsjahres leider schon im Urlaub. Dennoch erlebten wir gemeinsam mit Frau Saumweber-Meyer und Herrn Reimann eine spannende Unterrichtsstunde, in der auch die Gäste etwas Neues über „Arzt- und Pflegevisite – Schweigepflicht in der Pflege“ lernten.

Persönliche Beweg- und Hintergründe

Noch spannender jedoch war das Gespräch mit den Teilnehmenden, die uns berichteten, wie sie zu ihrem Ausbildungsberuf, dem Ausbildungsplatz und nach Deutschland kamen. Unsere Gäste erfuhren, dass unsere Teilnehmenden im Herkunftsland Marokko und Kamerun bereits Praktika in Krankenhäusern absolviert hatten, die, anders als in Deutschland, bezahlt werden mussten und keineswegs preiswert waren. Eine Teilnehmerin hatte bereits in Rumänien im medizinischen Bereich gearbeitet und bringt diese Erfahrungen nun nach der Elternzeit in Deutschland ein. Auch persönliche Umstände haben den Wunsch einer Teilnehmerin entstehen lassen. Für diese junge Frau war der Auslöser, den Ausbildungsberuf zu ergreifen, anderen etwas für die in Deutschland infolge der Kriegsereignisse in der Ukraine erhaltene Hilfe zurückzugeben.

Sehr enthusiastisch berichteten die Teilnehmende von ihren anfänglichen Berufserfahrungen und -schwierigkeiten mit dem noch nicht spezifischen Wortschatz und der Kommunikation im Klinikteam. Allen Teilnehmenden war gemein, dass sie motiviert am berufsspezifischen Kurs teilnehmen und nun Kommunikationsteile im Berufsalltag besser zuordnen und verstehen können. Die Liebe zu diesem Pflegeberuf und die Begeisterung für die Ausbildung und die Chance, dies in Deutschland zu tun, war deutlich herauszuhören.

Neue Impulse

Aber auch für unsere Lehrkraft Frau Dr. Elina Libryk, die bereits in ihrer Heimat der Ukraine Mediziner unterrichtet hatte, war es eine gänzlich neue Erfahrung. Während der Vorbereitung des Kurses durfte Elina Libryk in der Ausbildungsstätte im Klinikum hospitieren und fand die Unterrichtsfächer, insbesondere aber das „Recht in der Pflege“, sehr spannend und lehrreich. Ein Rechtsanwalt hat das Thema präsentiert und ihr Interesse geweckt. Es ging um Bettgitter, Handgelenk- und Fußfesseln, Fixiergurte, Festhalten usw. und darum, in welchen Fällen diese Maßnahmen zulässig sind.

Professioneller Teamzuwachs

Inzwischen haben wir unsere erste Erfahrung mit diesem speziellen Azubi-Kurs abgeschlossen. Glücklicherweise dürfen wir unsere gemachten Erfahrungen ab dem 21. September in der Fortsetzung des Berufssprachkurs für Pflegefachkräfte nutzen. Zwischenzeitlich haben die Euro-Schulen Aschaffenburg auch Unterstützung durch eine weitere angestellte DaF-Lehrkraft, die zu ihrer Qualifikation noch über den Abschluss als ausgebildete Altenpflegerin verfügt. Für uns ein Glücksfall beim Einsatz von Personal.

Fazit

Natürlich war das Treffen mit Frau Saumweber-Meyer und Herrn Reimann aus vielen weiteren Aspekten für uns als Träger interessant. Vor allem der Austausch von Erfahrungen, das Kennenlernen der Sichtweise der jeweils anderen Seite, BAMF-Träger, Alltagssituationen in den Kursen, Freude und Ärgernis bei der gesamten Kursdurchführung oder der Organisation von Prüfungen in Integrations- und Berufssprachkursen empfanden wir als sehr intensiv und wichtig. Nicht nur für unsere Teilnehmenden im fachspezifischer Azubi-Berufssprachkurs, sondern auch für uns ESO-Mitarbeitenden war es ein spannender Tag und Erfahrungsaustausch, den wir gern wiederholen würden.

*Diese Berufssprachkurse werden durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gefördert.

Beitragsbild: Euro-Schulen

Geschlechtergerechtigkeit gehört zu den Grundsätzen unseres Unternehmens. Sprachliche Gleichbehandlung ist dabei ein wesentliches Merkmal. Für den diskriminierungsfreien Sprachgebrauch verwenden wir in Texten den Gender Star bei allen personenbezogenen Bezeichnungen, um alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten einzuschließen. Versehentliche Abweichungen enthalten keine Diskriminierungsabsicht.
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